Camino Frances / Etappe 5: Puente La Reina – Estella

Zu Anfang ist es immer schwer

Über die Königinnenbrücke durch Mañeru, Cirauqui und Lorca geht es heute quer durch Navarra nach Estella. Doch zuerst muss ich den Camino Viejo Mañeru (die Anhöhe zur Autobahn hoch) erklimmen.

Heute bin ich so um 7:00 Uhr durch allgemeines Gemurmel und Geraschel wach geworden und habe mich dann zähneknirschend ebenfalls fertig gemacht. In der Albergue „Albergue de los Padres Reparadores“ gibt es kein Frühstück. Ausweichweise habe ich etwas von den gestern mit Manuel gekauften Lebensmittel zum Frühstück verspeist. Es gab Chorizo und Baguette und hinterher einen Apfel. Dann ging es los. Manuel muss wohl schon los gegangen sein, denn von ihm konnte ich nichts sehen oder hören. Von der Herberge aus geht es erstmal durch typische enge Innenstadtgasse „Calle Mayor“ und kommt an dessen Ende bei der Königinnenbrücke (Puente la Reina), die dem Ort den Namen gab, heraus.

Die Brücke führt über den Fluss „Arga“ und wurde von der navarresischen Königin Dona Mayor im 11. Jahrhundert gestiftet um den Pilgern eine gefahrlose Überquerung des Flusses zu gewährleisten. Die gleichnamige Ansiedlung wurde wegen der sich auf diese Brücke konzentrierenden Pilgerströme von den Franken gegründet und später zum Marktflecken. 1122 erhielt Puenta la Reina die Stadtrechte, ab 1235 begann der Bau der Stadtmauer. Soweit zu der interessanten Geschichte der Stadt. Hinter dem Fluss geht man ein Stück links, dann rechts und dann links zwischen den Häusern hindurch abseits der Autostrasse folgt man dem Weg der an einer alten Platane mit einem dicken gelben Pfeil gekennzeichnet ist.

Hier beginnt mein „geliebter“ Camino Viejo Mañeru der erstmal wenige Hundert Meter parallel zur Autovia verläuft. Er kommt an einen Wald um dann unvermittelt nach Rechts abzubiegen und ab da geht es bergauf. Erst noch moderat – aber je weiter man hinauf wandert um so steiler wird der Weg. Am letzten Ende ist er so steil das man beim gehen den Weg vor sich mit den Händen erreichen kann. Das sind zum Glück nur hundert Meter, dann geht der Weg in die Gerade als wenn nichts geschehen wäre. Jetzt befindet man sich auf Höhe der Autovia und man kommt kurz darauf an den Autobahnzubringerkreisel um dann in den Ort Mañeru zu kommen.

In Mañeru hielt ich mich gar nicht lange auf und verlasse den Ort auf einem Schotterweg vorbei am örtlichen Friedhof bis der Weg schmal wird und an einer Mauer entlang führt. Linke Seite Bäume und Büsche und rechte Seite eine hüfthohe Mauer. Dieser folgen wir bis der Weg wieder ein Stück breiter wird und der Blick auf das nächste Örtchen in der Ferne fällt. Nach wenigen Kilometern ist dieser Ort erreicht. Es handelt sich um „Cirauqui„, einer meiner Lieblingsorte auf dem Camino. Der Ort liegt auf einem Hügel und auf dem höchsten Punkt thront was? Natürlich die Kirche.

Auf der kleinen Plaza de Calle Carros am Garagentor von „El Portal“ kann man gut Pause machen, da es dort Kleinigkeiten und kalte Getränke gibt. Nach einer ausgiebigen Pause ging es weiter Richtung Estella, was unser heutiges Tagesziel war. Hinter Cirauqui geht es ein Stück auf der historischen Römerstraße und über eine römische Brücke. Danach direkt über eine neuzeitliche Brücke über die Autovia denn der Camino Frances führt ab hier nördliche der Autobahn weiter. Nach ca. 2 Kilometern kommt man an den Olivegardzen, viele nennen es auch den Hippie-Rastplatz. In Wirklichkeit ist es ein wunderbarer Rastplatz im Schatten alter Olivenbäume. Ein schöner Ort zum Träumen.

Nach dem man zum Oliveggarten ordentlich bergan gegangen ist, geht es von hier fast nur noch sanft bergab bis man durch eine Unterführung die Autobahnseite erneut wechselt. Nun geht es an der Straße entlang unterquert die Autobahn und wenig später das Acueducto de Alloz. Dann biegt der Weg nach links ab und wir überquerten die Puente sobre rio Salado. Ab hier folgen wir einem zunächst schmalen Pfad entlang landwirtschaftlicher Flächen und Gebüsch. Dieser verdammte Weg wird wieder immer steiler bis er in Lorca kurz vor der Kirche im Ort ankommt. Auch hier mache ich wieder eine kurze Rast im Schatten der Häuser.

Lorca hat eine kleine Plaza Mayor an der Calle Mayor (wer hätte das gedacht). Ich lernte von den Einheimischen, dass man das Wasser aus dem Brunnen besser nicht trinkt. Danke an dieser Stelle! Aus Lorca raus führt uns der Weg immer parallel zur Nationalstraße NA1110 bis nach einigen Kilometern der Weg links abbiegt. Ab jetzt geht es ausschließlich durch Weizenfelder (Meseta-Feeling). Nach der Autobahnunterquerung läuft man nach einiger Zeit in den Ort Villatuerta ein. In der Mitte des Ortes überquert man den Rio Irantzu und es geht es an der Kirche vorbei durch ein Neubaugebiet hindurch aus dem Ort raus.

Jetzt begann das letzte Stück der heitigen Etappe. Aus dem Ort raus geht es auf einem Pfad durch Weizenfelder einen Hügel hinauf. Auf diesem befindet sich, etwas abseits und in knorrigen Olivenbaumhainen versteckt, die Ermita de San Miguel Arcángel (Übersetzung: Einsiedelei des Heiligen Erzengels Michael). Da ich mich für den Erzengel Michael interessiere, habe ich diese Kapelle besucht obwohl sie ein paar Meter vom Jakobsweg entfernt ist. Ein schöner Ort um zu meditieren und/oder innezuhalten.

Weiter geht es und schon kommen wir zu einer Unterführung und auf der anderen Seite über eine Brücke die über den Rio Ega führt. Ab hier geht es dann durch die ersten Weinfelder um einen Felsenberg herum bis man zur Calle Curtidores kommt. An dieser Straße liegt die berühmte Quelle der Pilger (Fuente de Los Peregrinos). Am Ende der Straße bzw. am Stadtrand von Estella ist meine heutige Herberge Albergue – Hostería de Curtidores die wohl offensichtlich mal eine Mühle war, denn sie steht direkt neben dem Fluss.

Kategorie: Camino Frances ·Jakobsweg ·Pilgerreise | von: Admin
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