Camino Frances / Etappe 7: Los Arcos – Viana
Heute geht es den ganzen nur rauf und runter
Richtung Viana geht es genauso weiter wie es gestern aufhörte – auf einem breiten geschotterten Wirtschaftsweg durch Weizenfelder. Bis plötzlich die ersten Weinreben auftauchen. Aber von Anfang an….
Geschlafen habe ich gut bis um 6:00 Uhr als sich dann plötzlich eine Unruhe bei den anderen Pilgern aufkam und mich weckte. Ich habe dann auch langsam angefangen wach zu werden, meine sieben Sachen zu packen und mich anzuziehen. Puuuh, heute tat alles weh. Ich war weinerlich und genervt. Hinzu kam das dies die Coronazeit war. In den Orten musste man immer Maske tragen, die Herbergen waren nur halb besetzt, in Bars und Cafes war Maskenpflicht, wenn man eine Herberge betrat musste man sogar die Schuhe desinfizieren und geschlafen hat man auf blauen Plastiklaken und Zellstof Kissenbezügen und Spannbettlaken. Alles war zusätzlich nach belastend.
Aber weiter im Text: Da ich nicht so früh essen mag habe ich mir gestern im Supermarkt etwas gekauft zum Frühstück unterwegs. Nur wenige Kilometer hinter Los Arcos habe ich einen Rastplatz für Pilger entdeckt und dort dann mein Frühstück eine genommen. Dann bin ich weiter Richtung Viana. Noch ging es immer weiter durch abgeerntete Weizenfelder. Plötzlich taucht auf der rechten Seite des Weges ein Feld mit lauter Weinreben auf. Hier biegt der Camino rechts ab Richtung Viana und es geht durch die Weinfelder des El Corralijo bis der Weg auf eine Straße stößt der ich Richtung Westen folge.
Nach ein paar Kilometern hat mich diese Straße nach Sansol geführt. Hier gibt es einen kleinen Markt namens „Tienda“. Er ist bekannt dafür das er frische Mirabellen aus dem Korb heraus im Dutzend verkauft. Ich nehme noch ein Stück Kuchen und eine kalte Cola und setze mich unter das Schattendach neben dem Haus wo ich alte bekannte Pilger wieder treffe. Unter anderem Manuel aus Barcelona und Leonie meine kleine Französin aus Nantes. Mit am Tisch sitzen zwei junge Frauen aus Augsburg, die sehr erfreut sind einen Deutschen zu treffen. Da ich aber lieber alleine pilgern möchte verabschiede ich mich nach einer angemessenen Zeit höflich und wünsche allen einen schönen Weg. (Buen Camino)
Um von Sansol nach Viana zu kommen, muss man durch den Steinwurf entfernten Ort Torres del Rio gehen. Dieser hat eine kleine Berühmtheit erlangt durch den US-Film „Dein Weg“ aus 2010. Nun suchen die amerikanischen Pilger immer „El Ramon“ aus dem Film, leider erfolglos. In dem Ort habe ich am Brunnen der Kirche mein Buff genässt und um den Hals gewickelt um mich einigermaßen zu kühlen. Kurz vor Sansol fing es wieder an mit den Anstiegen. Im Ort Torres del Rio wieder bergauf. Ab hier bis Viana geht es nun ständig bergab und bergauf. Die Weinfelder der schon beginnenden Weinregion Rioja werden immer größer, aber der Abstand zum Tagesziel wird gefühlt nicht kleiner.
Es geht aus Torres del Rio raus am Friedhof vorbei und rauf und runter… Es geht immer wieder an Weinfeldern vorbei bis ich nach einer Straßenüberquerung auf einer kleinen Anhöhe auf ein kleines Wäldchen zu komme. Hinter dem Wäldchen ist dieser Platz wo Menschen aus den Steinen hohe Türme (Steinmännchen) gebaut haben und direkt daneben ein Gebetsfähnchenbaum steht. Wenige Schritte weiter befindet sich die kleine Kapelle „Ermita Virgen del Poyo“ stehe. Diese hat eine wunderschöne Kachelarbeit auf der dem Weg zugewandten Seite.
Ich musste jedoch weiter war doch mein heutiges Ziel eigentlich Logrono. Um das zu erreichen hätte ich bis dahin gerade mal die Hälfte geschafft. Also weiter… Ein Stück auf der Nationalstraße dann wieder davon runter aber über den Bergkamm den die Straße gekonnt umschifft. Weiter durch Weinfelder, eine Straße überqueren, ein kräftigen Abstieg mitten in einer Heidelandschaft mit Krüppelkiefern, dann an einem Berghang entlang bis irgendwann plötzlich aus dem Nichts die Bar Casita erscheint. Mitten in den Büschen die hier dicht am Camino wachsen hat jemand einen Tisch und jede Menge Gartenstühle hin gestellt. Hier kann man auch nochmal im Schatten eine Pause machen und etwas kaltes trinken oder einen Apfel oder Banane essen.
Aber weiter geht es, ich habe mich inzwischen dazu entschlossen Viana als mein heutiges Etappenziel zu nehmen. Es geht noch einmal an einem Weinberg entlang nach oben und nach einer Straßenüberquerung ebenfalls noch mal eine Steigung um dann auf eine nach Viana führende Straße zu treffen. Von hier aus geht es fast nur noch an der Straße entlang bis in die Stadt. Ich bin so groggie und kaputt das ich mich entschließe hier nach einer Unterkunft zu suchen. Ich entdecke über Gronze die Pension San Pedro. Eine 2 Sterne Unterkunft mit einem Zimmer ganz für mich alleine. Ich gehe meinem Abendritual nach und erkunde noch ein wenig die Stadt und esse in einem Restaurant eine leckere Paella. Dann ist Nachtruhe angesagt.
Fazit des heutigen Tages:
Manchmal ist weniger – mehr