Camino Frances / Etappe 12: Cirueña – Castildelgado
Das heutige Highlight war ein anderes als vermutet
Der letzte Anstieg am gestrigen Tag lag mir noch in den Beinen, deshalb wollte ich heute mal wieder kürzer treten und nach Castildelgado gehen.
Auch diese Übernachtung in der fast leeren Herberge „Victoria“ war sehr erholsam. Hier im Ort gab es nicht viel anzuschauen oder zu unternehmen, so bin ich sehr zeitig ins Bett gegangen und früh eingeschlafen. Nach einem ordentlichen Frühstück bin ich dann los. Dieser fast leere Ort ist so skurill das es schon fast ein bisschen beängstigend ist. Also schnell weg hier. Raus zum Kreisverkehr und ab da dann wieder auf den schon bekannten geschotterten Weg.
Es ist wie es ist! Der Camino führt durch das leicht hügelige Gelände welches hier für üppigen Weizenanbau genutzt wird. Es folgte ein Hügel, den es zu überwinden galt, nach dem Nächsten. Bis dann plötzlich vom höchsten Punkt eines dieser Hügel eine Stadt in der Ferne zu sehen war. Das muss schon „Santo Domingo de la Calzada“ sein, die Stadt mit der Kathedrale mit dem Hahn. Von der Geschichte um den Hahn in der Kathedrale hatte ich schon gehört, auch von meinen Mitpilgern die letzten Tage. Nun wollte ich es genau wissen. Irgendwo in der Wand ist ein Käfig eingelassen in dem ein Hahn sitzt. Kräht dieser wenn man die Kathedrale betritt, wird die Pilgerfahrt des eintretenden Pilgers gut verlaufen.
Nun wollte ich mal prüfen ob meine Pilgerreise gut verlaufen wird und bin also zu dieser Kathedrale gegangen und habe die Kirche betreten……..Nichts…….Stille Hmm habe ich mir gedacht der hat bestimmt keinen Bock Alarm zu machen. Da kam auch schon ein spanische Pilger zur Tür herein. Prompt wird dieser mit großem Kikeriki begrüßt. Na toll dachte ich mir das geht ja gut los. Habe mir aber nicht ersthaft was dabei gedacht. Ich machte hier in einem kleinen Café eine Pause und aß ein Bocadillo mit Tortilla und trak eine Cola. Dann ging es weiter. Heutiges Ziel war ja Castildelgado.
Nachdem ich mich durch das Straßengewirr gewunden habe kommt am Ortsausgang eine Brücke die über ein völlig ausgetrocknetes Flussbett führt, dann durchs Gestrüpp und schon bin wieder auf dem allseits geliebten Schotterweg. Dieser führt dann erst an einer Straße entlang und später neben der Autobahn. Da war sie wieder! In der Ferne sah ich einen hohen Berg und hoffte inständig der Weg möge nicht dort hoch gehen. Nach einigen Kilometern merkte ich dann das sich zwar das Gelände etwas anhob, aber der Weg am Berg vorbei führte. Nach einen Kreisverkehr als Autobahnzufahrt führte der Weg schnurstraks auf den nächsten Ort zu. Es handelte sich um „Grañón„. Hier machte ich auch wieder nur eine kleine Pause mit einem Snack und einem Zucker haltigen Getränke.
Dieser Ort war jetzt irgendwie auch nicht besonders, eben eins von den vielen kleinen Orten die man auf dem Camino durchwandert. Am Ende der „Calle Mayor“ gab es einen terassenartigen Rastpunkt unter schattenspendenden Bäumen. Von dort hatte man einen tollen Blick auf den Camino der sich von hier aus durch die Landschaft schlängelt. Da ich zu meiner Unterkunft wollte bin ich einfach weiter gegangen. Von hier aus ging der Weg erstmal nur bergab. Nach einiger Zeit kündigte sich schon wieder ein steiler Hügel an aber diesmal hatte der Camino ein einsehen mit mir, denn der Weg bog vor dem Anstieg links ab.
Jetzt führte der Weg wieder parallel zur Autobahn aber die Hügelkette war dazwischen so das man sie nicht sah oder hörte. Trotzdem stieg das Gelände dann in der Folge an, bis ich am Scheitelpunkt der Anhöhe angekommen bin. Hier fand ich Hinweisschilder das ich nun die Rioja verlasse und in die Region Kastilien und León wechsel. Ab hier geht es wieder bergab und ich denke: Was für eine Sinnlosigkeit! Naja, weiter geht’s – dahinten ist schon der nächste Ort zu sehen. Ich biege rechts ab und laufe in den Ort „Redecilla del Camino“ der geteilt wird von der viel befahrenen Nationalstraße die Logroño mit Burgos verbindet.
Was ich damit sagen will? Erstens tun mir die Menschen leid die hier wohnen, zweitens ist es auch kein ansehnlicher Ort. Ich nächtige ja zum Glück woanders. Nun geht es durch den letzten Ort vor meinem eigentlichen Tagesetappenziel und dann aber wirklich direkt an der Nationalstraße entlang. Plötzlich weicht der Camino von der Straße ab und führt dann rund 200m entfernt wieder parallel dazu auf Castildelgado zu. Die Herberge ist direkt das erste haus im Ort und heißt Albergue Bideluze. Hier lerne ich, dass die Entfernung von Saint-Jean-Pied-de-Port bis hier her 223km betrug und die Entfernung nach Santiago de Compostale noch 544km beträgt. Ich habe also noch nicht mal ein Drittel des Gesamtweges hinter mir.
Die Herberge ist wirklich niedlich und liebevoll gestaltet, der Herbergsvater ist sehr umsichtig und freundlich. Ich bekomme heute ein Pilgermenue und morgen ein Frühstück. Nach dem üblichen Ritaul der der Selbst- und Wäschereinigung habe ich die Herberge ein wenig erkundet und mich danach in eine der vielen Sitzmöglichkeiten im schattigen Garten fallen lassen. Der Ort selber hat nicht viel zu bieten ausser der Ermita de Santa María del Campo gibt es nichts. Diese Kirche beindruckte mich deshalb, weil sie von aussen aussieht wie eine Stadtmauer mit einem großen Tor und Platanen vor der Tür. Von innen verzaubert sie den Betrachter mit viel Zier, Pomp und Gold.
Fazit des heutigen Tages:
Auch wenn kein Hahn krähte bin ich trotzdem an meinem Tagesziel angekommen.