Camino Frances / Etappe 11: Ventosa – Cirueña

Auch in Spanien gibt es Geisterstädte

Der gestrige Tag bis Ventosa tat meinen Füssen ganz gut. So belasse ich es dabei nicht zu übertreiben und gehe heute bis Cirueña.

Die Übernachtung in der fast leeren Herberge „San Saturnino“ war sehr erholsam. Erstens weil ich re3cht früh eingeschlafen bin, zweiten weil es keine Schnarcher im Zimmer gab. Genau genommen war ich mit lediglich zwei Frau in dem Zimmer. Eine Französin und eine Spanierin. Nach einem wirklich guten Frühstück mit frisch gepresstem O-Saft und Chroissants (die Spanier lieben ihre „Dulces“) bin ich dann los. Die halbe Etappe von gestern kann ich nicht nachholen, dass würde mich wieder überlasten. Also hab ich beschlossen ab jetzt asyncron zu gehen, also nicht die vorgegebenen Etappen sondern genau dazwischen, also heute bis Cirueña.

Von der Herberge aus geht es wieder an der Bar von gestern vorbei und geradeaus weiter über einen geschotterten Weg. Nach wenigen hundert Metern komme ich an der Bodega Alvia vorbei. So wie es aussieht kann man mit Wein echt Geld verdienen. Der Weg schlängelt sich so durch die Lande bis nach wenigen Kilometern ein Weg von rechts auf meinen stößt. Das ist die Alternativroute wenn man nicht durch Ventosa gehen möchte. Hier vereinen sich also die Wege wieder. Von hier an geht es erst leicht und dann etwas steiler auf eine Anhöhe Namens: „Alto de San Antón„. Kurz vor dem Erreichen des höchsten Punkts bemerke ich links vom Weg noch einen Viewpoint, von dem aus ich eine wunderbare Sicht ins kommende Tal habe.

Der „Alto de San Antón“ sieht in den Höhenprofilen der Pilgerführer immer so heftig aus, ist er aber gar nicht. Die Steigung ist im Gegensatz zu anderen Steigungen moderat und auch nur wenige Hundert Meter lang. Das einzige was diesen Ansteig anstrengend macht ist der Untergrund, dieser beseht aus zum Teil Medizinball großen Feldsteinen die verstreut mitten im Weg liegen. Bei starken Regenfällen schießt hier das Wasser bergab. Wie man sich vorstellen kann hat sich dadurch eine rund 20 -30 cm tiefe und 50cm breite Rinne gebildet die sich natürlich mitten auf dem Weg gebildet hat.

Auf der anderen Seite geht es etwas flacher wieder herunter und man kommt am Weinlager von Vivanco vorbei. Kurz darauf unterquert der Camino eine Straße und führt dann Kilometer lang an ihr entlang. Irgendwann macht der Weg einen Bogen um den „Poyo de Roldan“, das ist die Erhebung mit einem großen Funkmast den man schon beim Abstieg des „Alto de San Antón“ sehen konnte. Kurz darauf komme ich an einem gemauerten Kuppelhäuschen vorbei. Noch ein paar Hundert Meter und ich stoße auf ein Betonmischwerk hier in der Perepherie von Najera. Rechts daran vorbei und in einem kleinen Waldstückchen geht es über den Rio Yalde, unter einer Straße hindurch und kurz darauf in einem spitzen Wegwinkel befindet sich im Schatten von vielen Bäumen der Pausenplatz „Area de Descanso“

Ein echt schöner Platz zum rasten und auszuruhen. Aber ich bin gerade erst bei der Hälfte meiner heutigen Etappe – also weiter geht’s den staubigen Weg. In der Ferne kann ich die hohen Gebäude der Getreidemühle „Harinera Riojana“ sehen. Nach einiger Zeit überquere ich erneut die Straße und gehe zwischen Vorgärten und Weizenfeldern auf Najera zu und dann in die Stadt rein. Da ich ja noch weiter nach Cirueña will, ist Najera nur ein Durchreiseort.

Am Ortsausgang geht es schon wieder über eine längere Strecke ordentlich bergauf. Die rotbraunen Felsen links und rechts erinnern mich stark an die Felsen in Utah / USA. Jetzt führt der Weg mit sanftem Auf und Ab durch die Weinfelder. Nach etlichen Kilometern wird aus dem geschottertem Weg ein asphaltierter Weg mit starkem Karies (völlig zerlöchert). Irgendwann kommt dann der Ort „Azofra“ in dessen Ortseingang sich die Straße gabelt. Der Camino verläuft auf der rechten Straße. Es geht ohne Pause durch den Ort durch und nach wenigen Kilometern haben mich die gelben Hinweise wieder zur Autobahn geführt. Wie schon, wie schön nun darf ich endlich wieder an der lauten Autobahn entlang pilgern. Gott sei Dank nicht lange, denn schon beim der nächsten Straßenüberquerung wendet sich der Camino von der Autobahn ab.

Es geht hier schon die ganze Zeit immer durch Weizenfelder. Der geschotterte Weg führt hier fast schnurgerade durch die Felder hindurch. Und wenn es in Spanien einen Hügel oder Berg gibt, dann geht der Jakobsweg da rauf. So auch der Weg nach Cirueña. Es geht ordentlich den Hügel hinauf bis man dann endlich die Umzäunung eines Golfplatzes sieht. Wenige Schritte später stolpert man schon in den Ort, noch ein paar Schritte weiter ist der Eingang des „Rioja Alta Golf Club“. Ob man hier als Pilger erwünscht ist habe ich nicht ausprobiert da ich weiter zur Herberge wollte. Meine Herberge für diese Nacht ist die Albergue „Victoria“ am Ortsrand im alten Teil des Ortes in einem Reihenhaus gelegen.

Abgesehen von den Golfplatz und dessen Clubhaus und dem alten Ortsteil ist dieser Ort ein Paradebeispiel von Fehlplanung. Cirueña wurde von privaten Bauträgern während des Wirtschaftsbooms als „nächste große Sache“ ausgewählt. Als die Depression von 2008 zuschlug, wurden die Gelder knapp und die Bauplätze leer. So wirkt diese Stadt, wenn man hindurch pilgert wie eine Geisterstadt im 21. Jahrhundert. Also völlig befremdlich. Davon soll es in Spanien mehrere Orte geben, habe ich mir sagen lassen.

Fazit des heutigen Tages:

Diese verdammten Anstiege sind echt mein Endgegner

Kategorie: Allgemein | von: Admin
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