Camino Frances / Etappe 1: SJPdP – Roncesvalles
Der Start des Camino Frances in Frankreich
Heute soll mich die erste Etappe über die Pyränen nach Roncesvalles bringen. Diese erste Etappe gilt als die schwierigste und das gleich als Erste. Nach der gestrigen Anreise, dem Eintrag ins Pilgerregister, dem ersten Stempel in den Pilgerpass, den Bezug des ersten Bettes auf der Pilgerreise in der ersten Pilgerherberge (Gîte Beilari), war ich heute nicht wirklich ausgeschlafen und natürlich aufgeregt.
Nun sollte es los gehen! Erstmal – Rauf Rauf Rauf… Der Weg führte durch Saint-Jean-Pied-de-Port auf der Rue de la Citadele über die Brücke und weiter auf der Rue d’Espagne durch die Porte d’Espagne um dann auf die Straße zu kommen die aus der Stadt führt. Dann kommt diese ganz bekannte Abzweigung an der schon die Beschilderungen der ersten Pilgerunterkünfte in Spe stehen. Ab hier geht es gleich ordentlich bergauf. Schließlich soll man sich keiner Illusion hingeben es könnte einfach werden.
Gleich die ersten 300 Meter zeigen dir wo es heute lang geht – nach oben. Dann wird es wieder ein bisschen gemäßigter. Es geht naoch durch locker bebaute Landschaften weg von der Stadt. 500 Meter später gleich wieder eine starke Steigung….puh….dann sind wir bei der letzten Herberge die zu Saint Jean gehört „La Coquille Napoléon“ und plötzlich geht es wieder bergab. Nach etwa 1 Kilometer geht es dann gemäßigt bergan bis kurz vor Hunnto. Und wenn man in die Ferne schaut und sich den höchsten Punkt sucht, weiß man: Da muss ich rauf!
Das ist unbestritten, dies ist die anstrengenste Etappe auf dem gesamten Weg. Ja es gibt noch die Etappe auf den O’Cebreiro, aber da ist man schon in Übung durch das täglich erauf und Runter. Ok, aber nicht unter kriegen lassen und weitermachen. Es geht immer dieser Asphalt entlang immer bergan, mal steiler – mal gemäßigter. Plötzlich macht die Straßße einen starken Rechtsknick ohne Muschelbeschilderung, aber im Laub der Büsche am Straßenrand kann man das Hinweisschild für die Herberge Orisson entdecken. Dann geht man über eine Kuppe vorbei an einer Scheune am linken Wegrand bis der Blick frei wird auf einen Berg auf den die Straße in einer weiten Rechtskurve hinauf führt. Puuh. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und das große Gekeuche beginnt.
Oben angekommen macht die Straße quasi eine Haarnadelkehre und führt weiter den Berg hoch – aber nicht mehr ganz so steil. Weiter geht es Bergan, rechts eine Buschreihe und links die anfallenden Wiesen. Plötzlich taucht in der Ferne eine weiße Häuseransammlung auf. Es ist die Herberge Huntto. Das ist die gute Nachricht, die schlechte – jetzt geht es erst richtig los mit den Steigungen. Denn kaum hat man die letzten Häuser des Ortes passiert führt die Straße an ein Gatter das, wenn es aufgeklappt ist anzeigt, dass dieser Teil des Weges geöffnet ist. Denn jetzt geht es runter von der Asphaltstraße auf einen Feldweg der in Serpentinen den steilen Berg hinaufführt. Dieser Feldweg ist so steil, dass ich in jeder Kehre ein Sauerstoffzelt brauchte um wieder klar zu kommen.
Die Straße macht eine weite Kehre um den Berg herum geht aber letztlich auf die selbe Höhe, da der Feldweg am Ende wieder auf eben diese Straße stößt. Wer aber denkt das war es mit dem Anstieg hat sich getäuscht. Denn es geht noch einen weiteren Kilometer stark bergan. Bis die Straße Erbarmen mit den Pilgern hat und fast flach weiter läuft. Plötzlich geht es leicht bergab und ich denke: „Was soll das? Erst volle Kanne bergauf um jetzt wieder runter zu gehen um gleich umso stärker wieder bergauf klettern zu müssen“. Aber erstmal kommen wir bei der Herberge Orisson an. Das waren die ersten und wie viele sagen, die anstrengenderen Kilometer dieser Etappe. Viele halbien den Weg nach Roncesvalles auch in dem sie hier die erste Nacht verbringen.
Ich nicht, für mich geht es nach einer ordentlichen Pause mit einem Stück Kuchen, einer Banane und einer kalten Cola weiter Richtung Spanien, denn noch sind wir in Frankreich. Es geht von Orisson aus leicht bergan weiter und nach 300m gleich in eine Linkskurve um dann links und rechts keine Büsche oder Böschung mehr zu haben. Der Wind wird auch ein wenig stärker. Nach einiger Zeit sind links und rechts der Straße Zäune und eine Zufahrt zu einer Baustelle auf der eine neue Herberge gebaut wird. Später fand ich heraus das es sich um die Herberge Borda handelt. Ich gehe allerdings weiter geradeaus, die Zäune verschwinden wieder und linke Seite erstreckt sich entlang der Straße ein sanfter Hügel mit Farnbewuchs. Auf der rechten Seite geht es sanft in ein kleines Tal in dem ein kleiner Bach bergab fließt.
Nach einiger Zeit macht die Straße plötzlich wieder einen Haken nach rechts und es geht erneut eine Steigung hinauf. Die Kulisse bleibt in etwa gleich, nur das links kein Hügel mehr ist sondern ein schroffer felsiger aber trotzdem grüner Berg sich in die Wolken streckt. Die Straße führt mal in Rechts-, mal in Linkskurven stets den Berg hinauf. Dann plötzlich geht es kleines Stück bergab. Linke Hand ist ein kleiner Schotterparkplatz und ich sehe die Marienfigur in den Felsen abseits des Weges thronen. Natürlich wollte ich zur Maria – hatten wir doch so viel zu besprechen.
Nachdem ich alles losgeworden bin ging ich auf der Straße weiter in Richtung meines heutigen Ziels. Natürlich Bergauf! Die Berge waren inzwischen bedeckt mit Gras aber ansonsten vegetationslos. Auf der Wiese der Berge waren lose Steine und Geröll wahllos verstreut wie Hagelzucker auf Gebäck. Tapfer zog ich also weiter meiner Wege. Immer wieder kam es vor das sich eine tiefliegende Wolke verirrte und über die kahlen Kuppen strich und so die Kulisse in eine feuchte und lichtlose Atmosphäre verwandelte. Ab und zu ging auch mal rechts eine Straße weg und ich hoffte so sehr, dass die Muschel in die Richtung zeigen würde – aber das war nie der Fall.
Eine gefühlte Ewigkeit und einem letzten Anstieg durch eine weite Linkskurve in der wie aus dem Nichts ein Foodtruck stand. Eine kleine Stärkung und eine kleine Pause machten mich bereit, mich auf die letzten Kilometer zu begeben. Von dort war es nur noch um den letzten Hügel herum und dann konnte ich das Kreuz des Thibault sehen. Ab hier ging es von der Aspahltstraße herunter und durchs Gelände. Es geht es mal gemäßigt über eine Wiese bis der Pfad über einen Pass geht. Dort hinauf ist es steil und unwegsam. Oben angekommen geht es dann auf einem Pfad am Berghang entlang bis man die Rolandsquelle erreicht. Hundert Meter danach überquert man die Grenze zu Spanien. Danach durchquert man einen Wald der am Berghang ist bis zu dem Punkt an dem die Nothütte steht.
Von hier an geht es noch einmal gut Bergauf für einige Kilometer bis man den Aussichtspunkt Lepoeder erreicht hat. Nun ist es nur noch bergab. Ich wähle allerdings die 700m länger Variante über den Ibañeta Pass, da diese nicht so steil bergab geht. Ich habe jetzt also noch 4,2km vor mir. Am Ibañeta Pass stößt auch die Wintervariante (über Valcarlos) dieser ersten Etappe auf den Sommerweg. Ich komme im Kloster von Roncesvalles glücklich aber völlig erschlagen an.
Fazit des heutigen Tages:
Wenn Du glaubst du kannst nicht mehr – kommt von irgendwo ein Foodtruck daher….